Lernart – Freie Schule Oberndorf

LernArt“: Keine festen Klassen, Noten oder Hausaufgaben

Wir haben mit der Schülerzeitung „LernArt“, die Freie Schule in Oberndorf (zwischen Cuxhaven und Stade) besucht und dort Lehrkräfte und Schüler*innen zu dem Schulkonzept interviewt.

Die Schüler*innen starten um 8 Uhr mit fünf Morgenkreisen, aufgeteilt in Altersgruppen. Dort wird besprochen, was die Schüler*innen an dem Tag machen können, denn der Stundenplan ist nur ein Vorschlag. Sie entscheiden also selbst, was sie an dem jeweiligen Tag lernen möchten und/oder können. Das gilt auch im Sportunterricht, in dem von den Kindern entschieden wird, was gespielt wird.

Dadurch entstehen auch keine Klassen, sondern kleine Lerngruppen. Normalerweise sind diese auch nach Klassenniveau aufgeteilt, wenn ein Kind aber beispielsweise in Mathe schon weiter ist als seinem Alter entsprechend, kann es auch in eine andere Lerngruppe gehen. Wichtig ist also, dass auch jahrgangsübergreifend gelernt wird.

Erst, wenn sich die Schüler*innen auf den Abschluss in Klasse 10 vorbereiten, nehmen sie an einem strukturierten Unterricht teil. Zum Abschluss gibt es auch die ersten Noten, denn vorher gibt es nur Berichte.

Die Schüler*innen haben Mentor*innen, die sie beim Lernen unterstützen. Diese legen viel Wert auf impliziertes Lernen, also lernen während man etwas tut. Damit sich ganz auf das Lernen konzentriert werden kann, dürfen sowohl Schüler*innen als auch Lehrkräfte keine mobilen Endgeräte während des gesamten Schultages benutzen.

Zum Ende des Schultages essen alle zusammen Mittagessen und danach wird gemeinsam aufgeräumt. Um 13.45 Uhr ist Schulschluss.

Willkommen | LernArt – Freie Schule Oberndorf

Pro „freies Lernen“:

Das Lernkonzept mag für einige sehr passend klingen oder im Gegenteil, total unsinnig. Deshalb werden wir euch Aspekte, die für und gegen das Lernen an einer Schule mit freien Lernkonzept sprechen, darstellen.

Das freie Lernkonzept bietet Kindern, die mit dem „normalen“ Schulkonzept nicht klar kommen, die Möglichkeit trotzdem zu lernen. Denn vielen Schüler*innen fällt es schwer in der Schule mitzukommen und sind häufig mit den einfachsten Themen überfordert, da es zu schnell durchgenommen wird. Da die Schüler*innen an der freien Schule Oberndorf aktiv beim Lernen unterstützt werden und sie in ihrem eigenen Tempo arbeiten können, haben sie weniger Druck.

Der Druck fällt auch dadurch weg, da es keine Benotung gibt. So gibt es allgemein ein besseres Verhältnis zwischen den Schüler*innen, da sie sich nicht ständig aufgrund der Noten miteinander vergleichen. Das bessere Verhältnisse wird auch durch das Smartphone-Verbot verstärkt. Die Schüler*innen sollen direkt miteinander kommunizieren, um Freundschaften und eine Gemeinschaft zu entwickeln.

Das implizierte Lernen macht es einfacher und interessanter gelernten Stoff zu verinnerlichen. Auf diese Weise lernen die Kinder während sie etwas machen, also „learning by doing“.

Melodi Stechel-Marceddu

Contra „freies Lernen“:
Kinder, an der Schule Lernart, lernen keinen strukturierten Ablauf am Tag, sie entwickeln kein Gefühl dafür, wie es ist, mal etwas machen zu müssen. Sie können dort an der Schule alles machen, worauf sie Lust haben, sie müssen weder Hausaufgaben machen noch müssen sie am Schulalltag teilnehmen.

Ihnen wird nicht die Wichtigkeit von Disziplin vermittelt oder die Anstrengung von Arbeiten und lernen. Sie werden nicht auf das Berufsleben vorbereitet und erlernen auch kein konzentriertes Arbeiten. An der Schule wird einzig und alleine auf die Lernbereitschaft der Kinder gesetzt. Wenn diese etwas nicht wollen, müssen sie es auch nicht machen. So können die Kinder gar nicht ihre eigentliche Intelligenz entfalten, weil sie zum Beispiel faul sind oder unmotiviert. Gerade Kinder im jungen Alter müssen erlernen wie strukturiertes Arbeiten funktioniert. Wenn sie also merken, dass sie nur dann lernen müssen wenn sie wollen, werden sie mehr mit ihren Freunden spielen und weniger lernen.

Das ist zwar schön für die Kinder, aber nicht der Lerneffekt, der erzielt werden sollte. Natürlich sollten Kinder auch spielen dürfen, aber dafür gibt es Pausen, in denen die Kinder abschalten dürfen und einfach das machen können, worauf sie Lust haben. Im Unterricht sollten sie lernen, dass es jemanden gibt, der höher gestellt ist, als sie selber: die Lehrkraft. Sie ist eine Person, die zu akzeptieren ist. So lernen Kinder für das spätere Berufsleben, dass es beispielsweise eine Führungskraft gibt, der sie sich in dem Unternehmen unterzuordnen haben.

Außerdem kann es passieren, dass den Kindern nicht das nötige Allgemeinwissen vermittelt wird, sie könnten auch nach ihrem Abschluss ein Abitur machen wollen und dieses nicht schaffen, weil sie kein strukturiertes, konzentriertes und diszipliniertes Lernen gelernt haben. Sie wissen auch nicht wie es ist, im Unterricht zu sitzen und nicht das machen zu können, was sie wollen.

Mia Lingner